Wie geht’s?“, fragt meine Freundin Gila.
Ich sitze im Garten, unter einem Sonnenschirm. Vor mir steht der Laptop. Ich liebe es, zu Hause zu arbeiten. Meistens, jedenfalls.
Heute ist das Blatt vor mir noch fast leer.
„Da fällt wohl jemandem nicht viel ein“, bemerkt Gila trocken, nach einem Blick auf das bisher so wenig Geschriebene.
„Wenn das so weitergeht, wird diese Kolumne nie fertig“, quetsche ich hervor. Mein Blick wandert vielsagend nach links.
„Ach, jetzt höre ich es auch!“ Gila wippt ein bisschen mit im Takt der Musik.
„Seit wann stehst du auf Techno?“
„Das ist House“, belehrt sie mich und grinst.
„Nimm es doch einfach als Untermalung deiner Kreativität“, schlägt sie vor.
Probeweise wippe ich mal mit, aber das ist nichts für mich. Ich muss fertig werden, die Zeit läuft mir davon.
„Um was geht es denn in deiner Kolumne?“ will Gila wissen. Da ich sowieso nicht schreiben kann, erkläre ich ihr lang und breit, was ich vorhatte, zu Papier zu bringen. Mittendrin verändert sich etwas, man hört ein Fenster klappen, danach ist die Musik ist auf einmal leise geworden.
„Herrlich! Endlich geht es weiter“, frohlockt Gila. Aber ich lächle böse. Sie kennt die Rituale meiner Nachbarn noch nicht. Denn jetzt fängt hinter uns ein Rasenmäher an zu jaulen. Das Rasenstück, das sich hinter einer Hecke verbirgt, ist ungefähr so groß wie mein Wohnzimmer. Also nicht gerade riesig. Es wird täglich peinlich genau zur selben Uhrzeit äußerst penibel gemäht. Mit einem älteren Modell, das nicht nur laut ist, sondern auch verdächtig nach Benzin stinkt.
Eine Unterhaltung ist jetzt nicht möglich, ich gieße uns Tee ein und in trauter Zweisamkeit warten wir das Ende der Mähaktion ab.
Leider hat der Nachbar nun das kleine Kind seiner Nachbarn geweckt, das Geschrei des Säuglings klingt hell und klar durch den Sommernachmittag und dauert ungefähr fünfmal so lange wie das Mähen selbst. Kurz darauf beginnt jemand zu hämmern. Es ist halt Samstagnachmittag und da fallen den Leuten solche Sachen ein. Ein Hund bellt im Takt dazu, ein zweiter fällt ein. Jemand fängt an, mit einer Motorsäge zu hantieren.
Wenigstens ist jetzt Gila da, der ich meine Idee als Rohfassung erzählen kann, wenngleich sie sofort ihr harsches Urteil abgibt. „Das ist bisher alles zu umständlich und die Pointe fehlt auch!“ Ja, wenn mir doch nur eine einfallen würde, in diesem Getöse.
„Weißt du, wir könnten ja ein bisschen Musik machen, dann merken wir von dem Krach rundherum nichts!“ Inzwischen streitet sich irgendwo in der Nachbarschaft ein Paar lautstark und ich lege drinnen schnell etwas Sanftes auf. Bloß kein Techno, House oder wie das sonst heißt. Sia singt uns durch die weit offene Terrassentür „I go to sleep“ zu, was ja nicht ganz passend ist zur Tageszeit, aber schön beruhigt. So sitzen wir und schwätzen, irgendwann vergesse ich ganz meinen eigentlichen Kram. Wir köpfen eine Flasche Sekt und tunken frische Himbeeren hinein, wir kichern über Witze, die wir seit Jahren kennen, und irgendwann singen wir sogar ein paar Strophen von „Monsta“ mit, das inzwischen läuft. Kurzum, wir sind recht ausgelassen.
Bis …. „Ist jetzt mal Ruhe bei euch?“, ruft jemand über den Zaun. Ich glaube, es war die Motorsäge. „Am Wochenende will man ja wohl mal entspannen!“ Wohl wahr! Hilfe – ich habe immer noch keine Pointe.
„Macht nichts“, flüstert Gila und kichert schon wieder so himbeersektig. „Schreib einfach auf, was hier gerade läuft. Das glaubt ja sonst auch kein Mensch.“
Haste Recht. Mach ich. Prösterchen, bis nächsten Samstag.
Veröffentlichung – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung der Autorin.
(c) Celia Martin